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Außenpolitik auf Instagram – Wenn Hashtags Panzer ersetzen und Ministerinnen das Selfie zur Waffe erklären

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Außenpolitik auf Instagram – Wenn Hashtags Panzer ersetzen und Ministerinnen das Selfie zur Waffe erklären

Sarkasmus & Satire
Veröffentlicht von Peter Martin in Politik · Montag 02 Jun 2025 · Lesezeit 3:15
Willkommen in der schönsten Außenpolitik aller Zeiten. Sie ist moralisch, fotogen, gendergerecht und vor allem: sowas von präsentabel auf Social Media. Diplomatie war früher einmal das Geschäft grauer Herren mit langen Gesichtern, tiefen Aktenkoffern und noch tieferem Schweigen. Heute läuft Außenpolitik über Ringlichter, Hashtags und Filter mit Regenbogenhintergrund. Der Krieg ist da, aber das Make-up sitzt.

Die ehemalige deutsche Außenministerin Frau Annalena Baerbock hat dieses Spiel perfektioniert. Sie spricht sieben Sprachen, davon zwei gleichzeitig, und schafft es, ganze Pressekonferenzen mit Konjunktiven und Floskeln so zu tapezieren, dass selbst erfahrene Politjournalisten am Ende dastehen wie Schüler bei einer Gedichtinterpretation: ratlos, aber beeindruckt. Außenpolitik ist eben keine Frage der Inhalte, sondern der Inszenierung.

"Feministische Außenpolitik" heißt das neue Narrativ. Was das genau bedeutet, weiß niemand so recht – aber es klingt so gut, dass es keiner hinterfragt. Vermutlich geht es darum, beim nächsten Bombenangriff vorher zu gendern. Oder bei diplomatischen Verwerfungen zuerst auf Instagram ein Statement zu posten, idealerweise mit dem Satz: „Wir stehen an eurer Seite“. Was immer das dann heißt. Hauptsache, die Kamera ist auf der richtigen Seite.

Statt Verhandlungsrunden gibt’s Selfies mit Helmen, statt geopolitischer Analysen warme Worte im Tagesspiegel. Realpolitik wird ersetzt durch Symbolpolitik, und Symbolpolitik durch Storytelling. "Narrativsicherheit" ist wichtiger als Waffenruhe, "wertegeleitete Außenpolitik" wichtiger als die Kenntnis der Geografie. Warum sollte man wissen, wo Mali liegt, wenn man weiß, wie viele Follower ein Post mit #SolidarityWithMali bringt?

Die große Kunst besteht darin, jeden Konflikt gleichzeitig zu verurteilen, moralisch zu überhöhen und sich dennoch diplomatisch möglichst unzuständig zu erklären. Sanktionen gegen böse Staaten? Aber sicher! Nur bitte ohne wirtschaftliche Nebenwirkungen. Waffenlieferungen an Freunde der Freiheit? Natürlich – solange sie keine Tankrabatte gefährden. Alles ist erlaubt, solange das Statement im Anschluss schön klingt: „Unsere Werte sind nicht verhandelbar.“ Und falls doch: bitte nur in kleiner Runde und nicht ohne vorherige Bildfreigabe.

Die mediale Verwertung dieser Außenpolitik ist ebenso effizient wie durchgeplant. In Krisengebieten trägt man dezente Farben und faltet die Hände vor Ortbesichtigungen, während im Hintergrund ein Warlord freundlich aus dem Bild gehalten wird. Danach wird gepostet: „Die Lage ist ernst – aber wir handeln entschlossen“. Und dann geht’s weiter zum nächsten Gipfel, zum nächsten Award oder zum nächsten TikTok-Reel über „Diplomatie im 21. Jahrhundert“.

Die Opposition? Klatscht manchmal Beifall, manchmal gegen die Wand. Denn wer möchte schon der Spielverderber sein, wenn sich Deutschland auf der Bühne der Weltpolitik endlich mal wieder gut fühlt? Kritische Nachfragen werden als Nestbeschmutzung gedeutet, und wer zu genau wissen will, was „wertegeleitet“ im Jemen oder in Gaza konkret bedeutet, wird höflich aus dem Studio geschoben.
Auch die Außenpolitik-Influencer blühen auf. Jeder Zweitsemesterstudent der Politikwissenschaft hat heute eine Meinung zur „multipolaren Weltordnung“, vorzugsweise in Threads, die mit "1/🧵" beginnen und nie unter 20 Likes enden. Zwischen Latte Macchiato und Luhansk erklären sie, warum Russland schuld ist, China gefährlich und die USA ein notwendiges Übel. Und Deutschland? Die moralische Supermacht – mit leichtem Hang zum Aussetzer, aber immer mit dem Herz am rechten Fleck. Also links.

Auf den Punkt gebracht:
Die neue deutsche Außenpolitik ist keine Politik mehr, sondern ein Bühnenstück mit interaktivem Live-Stream. Statt Diplomaten gibt es Dramaturgen, statt Strategien Erzählstränge, statt Lösungen Narrative. Der Ministerinnen-Post ersetzt die Pressekonferenz, das Pathos den Pragmatismus. Und wenn man sich am Ende des Tages fragt, was eigentlich erreicht wurde, bleibt immerhin eines sicher: Das Selfie war gut. Die Werte sind aufgeladen. Und der Applaus kommt – spätestens aus Brüssel.



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