Julien Ferrat und die Nackttherapie des Abendlands
Veröffentlicht von Peter Martin in Politik · Mittwoch 25 Jun 2025 · 3:45
Tags: Julien, Ferrat, Nackttherapie, Abendland, Bildungsreise, Bundestagsabgeordneter, Plenarsitzung, Kommunalhelden, Freiheit, neue, Generation, Gesellschaft
Tags: Julien, Ferrat, Nackttherapie, Abendland, Bildungsreise, Bundestagsabgeordneter, Plenarsitzung, Kommunalhelden, Freiheit, neue, Generation, Gesellschaft
Wenn Kommunalpolitik zum Gruppenstrip wird
Was früher „Bildungsreise“ hieß, nannte man einmal: Besuch beim Bundestagsabgeordneten, Besichtigung einer Plenarsitzung, gelegentlich ein trockenes Stück Butterkuchen im Ausschuss für Inneres. Doch das war gestern – die neue Generation Kommunalhelden denkt größer. Viel größer. Und freier. Und nackter.
Der Mannheimer Stadtrat Julien Ferrat hat erkannt, dass Demokratie dringend entstaubt werden muss – und zwar mit Sand zwischen den Zehen und Körperkontakt als Bürgerdialog. Unter dem Deckmantel einer „politischen Bildungsfahrt“ lädt er zum FKK-Swingerurlaub nach Cap d’Agde – man kennt’s als Frankreichs offizielles Eldorado der Unverklemmtheit. 25 Aufklärungswillige haben sich angemeldet. Wobei die Aufklärung wohl nicht Kant meint, sondern eher: Licht an, Kleidung aus.
Tantrahaltung statt Haltung
Wer nun glaubt, das Ganze sei bloß eine missverstandene Satire auf sich selbst – der irrt. Ferrat meint das ernst. Sehr ernst. So ernst, dass er vor der eigentlichen Reise ein Trainingslager auf dem Mannheimer FKK-Strand ausrichtet – inklusive Einführung in die Welt des „intimen Beisammenseins“. Endlich einmal ein Politiker, der vorlebt, was andere sich nicht mal zu googeln trauen.
Das Ganze nennt sich „ähnlich wie ein Tantra-Workshop“ – wobei das „ähnlich“ wohl die letzte verbliebene diplomatische Restfloskel darstellt. Ein Workshop, in dem der Anleiter „die Sachen theoretisch erklärt und auch praktisch vormacht“. Wie gesagt: Politik zum Anfassen. Ganz direkt. Ganz tief.
Steuerfinanzierte Erotikpädagogik
Natürlich lässt Ferrat das nicht einfach als Freizeit durchgehen – nein, das ist selbstverständlich politische Bildung. Und die bezahlt in Deutschland, wie wir wissen, der Steuerzahler. Man fragt sich, ob künftig auch SM-Seminare als Fortbildung im Bereich „Konfliktlösung“ durchgehen oder ob Polyamorie demnächst als Koalitionsmodell getestet wird.
Aber gut: Die anderen Abgeordneten fahren ja auch nach Brüssel. Dann darf Ferrat eben dorthin, wo Europa am tiefsten liegt – im Sand.
Die CDU schäumt – und hat ausnahmsweise recht
Die CDU reagierte entrüstet – und nannte Ferrats Aktion „hirnverbrannt“. Vermutlich die erste zutreffende Wortmeldung dieser Partei seit zehn Jahren. Aber Ferrat bleibt locker – was auch die einzige Körperhaltung ist, die in seinem Konzept zählt.
Seine Rechtfertigung ist von bestechender Logik: „Andere bieten ja auch Bildungsfahrten an – warum also nicht mal was anderes?“ Diese Argumentation eröffnet völlig neue Perspektiven: Wie wäre es mit einer BDSM-Delegationsreise zur NATO, um über Waffenlieferungen neu zu verhandeln? Oder ein Strip-Poker-Workshop im Bundestag, um das Vertrauen zwischen den Fraktionen zu stärken?
Politik auf Genitalhöhe
Das alles ist kein Einzelfall, sondern nur ein weiteres Symptom der fortschreitenden Selbstentkernung unserer politischen Klasse. Während die Welt um uns herum brennt, wird in Mannheim gestöhnt, gestreichelt und gespürt – auf Einladung des Gemeinderats. Demokratie ist, wenn alle mitmachen dürfen – spätestens ab Bauchnabelhöhe.
Man fragt sich, wie viel politische Substanz noch unter dem letzten Hauch von Sonnencreme und Wählertäuschung verborgen liegt. Wenn der öffentliche Dienst zum privaten Vergnügen wird, dann ist es nicht mehr weit von „Diener des Volkes“ zu „Diener der Lenden“.
Nackte Tatsachen, blanke Arroganz - anfassen ausdrücklich erwünscht?
Dass Ferrat auch noch den Bürgermeister von Cap d’Agde und lokale Swinger-Club-Betreiber zum „politischen Austausch“ treffen will, ist nicht etwa Kabarett – es ist Realitätssatire pur. Politik als Erlebnisreise, parlamentarische Arbeit ersetzt durch Gruppensex mit Bildungsbonus.
Willkommen in der Republik der enthemmten Repräsentanten, wo die letzte Moral mit dem Bademantel an der Rezeption abgegeben wird. Und während man sich andernorts fragt, wie man noch Vertrauen in politische Institutionen erhalten kann, fragt sich Mannheim eher: Gibt’s in Cap d’Agde auch W-LAN für Livestreams aus dem Liegestuhl der Liberalität?
Das Fazit? Es hängt raus!
Politik ist heute offenbar, was sich als solche verkauft. In diesem Fall: ein Nacktbild im Amtsblatt mit dem Schild „Die Mannheimer im Gemeinderat“ überm Schniedel – das neue Emblem demokratischer Transparenz. Es fehlt nur noch der Slogan: „Offen für alles – außer für Anstand“.
Aber vielleicht liegt hier die Zukunft. Vielleicht sollte man Ferrat einfach durchwinken. Wer weiß: Vielleicht erregt er dort tatsächlich etwas – wenn auch nur die Aufmerksamkeit der Staatsanwaltschaft.