Direkt zum Seiteninhalt

Kriegstreiber mit Friedensfähnchen – Deutschlands moralische Selbstveredelung im Hochbetrieb

Menü überspringen
Sarkasmus-Spiegel
Sarkasmus
Menü überspringen

Kriegstreiber mit Friedensfähnchen – Deutschlands moralische Selbstveredelung im Hochbetrieb

Sarkasmus & Satire
Veröffentlicht von Peter Martin in Politik · Montag 26 Mai 2025 · Lesezeit 3:15
Es ist Krieg in Europa. Und Deutschland? Marschiert zwar nicht – aber schickt. Waffen, Rhetorik, Milliarden. Und Haltung. Viel Haltung. Denn obwohl man weder kämpfen will noch kann, weiß man doch: Die Guten sind immer auf der richtigen Seite der Geschichte – notfalls auch mit Leopard-Panzern.

Natürlich geht es nicht um Öl, Gas, geopolitische Interessen oder die milliardenschwere Rüstungsindustrie. Es geht um Werte! Um Demokratie! Und darum, der Welt zu zeigen, dass man aus Auschwitz gelernt hat – indem man heute Panzer gegen Moskau schickt. Zynisch? Nein. Zivilisiert! Wer Frieden will, muss bereit sein, sich von Rheinmetall die Moral vergolden zu lassen.
Und wehe, jemand sagt: „Vielleicht sollten wir vermitteln, reden, deeskalieren?“ Dann ist man ganz schnell ein Putin-Versteher, ein Querulant, ein Völkermord-Romantiker. Denn in der neuen deutschen Kriegsrhetorik ist Diplomatie die Cousine der Feigheit. Wer nicht mitmarschiert, wird weggeblockt – auf Twitter, im Bundestag, in den Talkshows. Das ist keine Meinungsdiktatur, das ist Haltung mit Schaum vorm Mund.

Natürlich: Die eigentlichen Opfer des Krieges sterben nicht im Abo-Modell der „ZEIT“ oder beim „Spiegel“-Meinungsroulette, sondern im Dreck irgendwo bei Bachmut. Aber in Deutschland? Kämpft man aus der Wärmepumpe heraus. Für die Ukraine. Für das Recht. Für den eigenen moralischen Oberarm, den man gern im Spiegel bewundert, während man noch schnell ein ukrainisches Fähnchen an die E-Mail-Signatur hängt.

Rüstungskonzerne? Profitieren natürlich völlig uneigennützig. Es geht um Sicherheit. Wenn Rheinmetall 28 Milliarden mehr macht, ist das kein Geschäft – das ist Friedenshandwerk. Und wenn das Bundeswirtschaftsministerium genehmigt, dass Sturmgewehre und Drohnen in Kriegsgebiete geliefert werden, dann nur aus tiefstem Herzen und unter Tränen der Anteilnahme. Kalter Profit war gestern – heute ist Krieg ein Akt der Mitmenschlichkeit.

Auch die Medien geben ihr Bestes: Einseitigkeit als Tugend, Zweifel als Nestbeschmutzung. Wer Fragen stellt, stört den Konsens. Und wer wagt, von „NATO-Expansion“, „verpassten Friedenschancen“ oder „Doppelmoral“ zu sprechen, ist wahlweise ein Schwurbler, ein AfD-Sympathisant oder – noch schlimmer – ein Intellektueller. Ja, es ist ein Spagat: Die Freiheit Europas wird am Dnipro verteidigt, während Julian Assange im Hochsicherheitsgefängnis vergammelt. Aber hey – der Westen weiß, was er tut.

Der Bürger? Er darf mitmachen. Er friert für den Frieden, zahlt mehr an der Tanke und schluckt Inflation wie Vitamin C. Wer meckert, versteht „die Komplexität nicht“. Und wer glaubt, dass der Krieg auch durch deutsche Außenpolitik verlängert werden könnte, der hat wohl das neue Morallehrbuch nicht gelesen, in dem steht: „Pazifismus ist, wenn man mit den Falschen spricht.“
Übrigens: In deutschen Schulen lernen Kinder jetzt schon, dass wir historisch verpflichtet sind, Waffen zu liefern. Früher nannte man das Kriegspropaganda, heute ist es „Wertebildung“. Und wer am lautesten schreit, dass Russland alles kaputtmacht, vergisst gern, dass wir jahrzehntelang russisches Gas billig einkauften, um dann mit doppeltem Moralkalkül alle Brücken zu sprengen. Haltung eben – am besten im Rückblick.

Die Bundesregierung? Hat gelernt, dass man Kriege nicht gewinnt – aber wunderbar begleiten kann. Moralisch überlegen, realpolitisch unterkomplex. Deutschland ist wieder wer in Europa! Nur diesmal nicht wegen Panzern im Osten, sondern wegen „Narrativen“, „Zeitenwenden“ und Scholz’schen Satzgirlanden, bei denen kein Mensch weiß, ob das nun Diplomatie, Vermeidungstaktik oder ein intern abgestimmter Winterschlaf ist.

Fazit:
Der Krieg ist fern, die Haltung nah. Deutschland hat sich bequem eingerichtet im Sessel der wohltemperierten Weltrettung – solange andere den Preis zahlen. Und wer sich fragt, warum man heute wieder von „Luftabwehr über Kiew“ statt über „Friedensgipfel in Berlin“ spricht, bekommt die Antwort in drei Worten:

Demokratie. Wird. Verteidigt.

Auch wenn keiner mehr genau weiß, was das eigentlich ist.



Zurück zum Seiteninhalt