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„Inflation? Welche Inflation?!“ – Die große Supermarkt-Illusion

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„Inflation? Welche Inflation?!“ – Die große Supermarkt-Illusion

Sarkasmus & Satire
Veröffentlicht von Peter Martin in Politik · Dienstag 10 Jun 2025 · Lesezeit 2:30
Tags: InflationSupermarktIllusionReichtumOlivenölPreissteigerungKonsumverhaltenWirtschaftDankbarkeitGeldwert
Na, wie fühlt sich eigentlich Reichtum an? Schon heute Morgen wieder voller Dankbarkeit die 4,79 Euro für den halben Liter Olivenöl gezahlt und gedacht: „Wow, das ist doch fast geschenkt!“? Oder beim Blick auf das Preisschild des Brots für 3,29 Euro ehrfürchtig gemurmelt: „Danke, liebes Wirtschaftswunder!“?

Willkommen im besten Deutschland, das es je gab – zumindest für Statistiker, Politiker mit Dienstwagen und Großaktionäre von Handelsketten. Denn laut offizieller Inflationsrate leben wir geradezu in einem Schlaraffenland mit leichtem Preisanstieg. Nur 2,2 % Teuerung im Mai? Ach, das bisschen. Man spürt’s ja kaum – wenn man jeden Monat neue Kredite aufnimmt, auf feste Nahrung verzichtet oder einfach gelernt hat, das Hungergefühl als spirituelle Reinigung zu deuten.

Die große Lüge der Inflation beginnt da, wo das Rechnen aufhört – und das Leben anfängt. Denn was nicht in den Warenkorb der Statistik passt, passiert einfach nicht. Die Preisexplosion bei Lebensmitteln? Ein temporärer Ausreißer. Die Milch für 1,69 Euro statt 89 Cent? Saisonbedingt. Eier im Goldrandkarton? Bio-Karma. Und wenn man Butter nur noch grammweise aufstreicht, spart man am Ende ja auch Kalorien.

Und doch hört man aus Berlin das beruhigende Mantra: „Die Inflation ist zurückgegangen.“ Das ist ungefähr so beruhigend, wie wenn dir jemand bei einem Hausbrand mitteilt, das Feuer sei jetzt nur noch im Obergeschoss. Danke, Karl. Ich bleib dann einfach hier im Erdgeschoss und grille mir eine symbolische Scheibe Salami auf dem warmen Fußboden.

Die Lebensmittelpreise sind zu einer Parallelwelt geworden. Eine, in der eine Paprika plötzlich so viel kostet wie früher ein Mittagessen, und ein Einkaufswagen voller Grundnahrungsmittel wie eine Investition in eine Eigentumswohnung wirkt – bloß ohne Notar. Währenddessen freuen sich Handelskonzerne über Rekordgewinne. Vielleicht hat die Butter nie mehr geschmeckt, weil sie heute mit Tränen der Untertanen gesalzen ist?

Besonders schön: Wenn man in Talkshows erfährt, dass die Menschen „halt falsch einkaufen“. Sparfüchse, aufgepasst! Kauft doch einfach keine teuren Lebensmittel – also nichts mit Protein, Vitaminen, Geschmack oder Nährwert. Nudeln aus Pappe, Brot aus dem Altarchiv der EU-Weizenlager, Margarine mit Motorölgeschmack. Es gibt immer Wege, sich zu erniedrigen, wenn man will. Oder wie der Experte sagt: „Es gibt keinen Grund zur Panik.“ Er selbst isst übrigens mittags Sushi im Ministerium und fährt danach im E-Auto zum Bioladen. Natürlich rein privat.

Was bleibt also? Die Erkenntnis, dass der Satz „Die Inflation sinkt“ in etwa so glaubwürdig ist wie „Die Bahn ist pünktlich“ oder „Deutschland hat eine Kindergrundsicherung“. Wer heute noch denkt, er könne sich mit einem normalen Einkommen gesund, nachhaltig und ausgewogen ernähren, glaubt wahrscheinlich auch, dass Politiker den Mindestlohn aus eigener Erfahrung festlegen.

Aber keine Sorge: Die nächste Preissenkung kommt bestimmt. Vielleicht beim Hartz-IV-Satz. Oder beim Vertrauen in die Demokratie.



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